„AI-Slop“ in Kanzleien – Wenn KI die Arbeit nicht schneller, sondern langsamer macht

„AI-Slop“ in Kanzleien – Wenn KI die Arbeit nicht schneller, sondern langsamer macht

Künstliche Intelligenz soll unsere Arbeit effizienter machen – so zumindest das Versprechen. Gerade in der Rechtsbranche wird seit Jahren behauptet, dass KI schon heute Schriftsätze entwirft, Recherchen übernimmt und ganze Mandatsprozesse beschleunigt. Die Realität sieht jedoch oft anders aus.

Viele Kanzleien probieren KI-Tools aus, investieren Summen im sechsstelligen Bereich und verkünden anschließend „Innovationsprojekte“. Doch wenn man mit Anwältinnen und Anwälten spricht, zeigt sich ein wiederkehrendes Muster:

  • KI hilft bei kleinen Routineaufgaben, etwa beim Zusammenfassen von Texten oder beim Strukturieren von E-Mails.
  • Sobald es jedoch um das juristische Kerngeschäft geht – Argumentation, Subsumtion, Würdigung – wird es schwierig.

Die Modelle wirken auf den ersten Blick schnell und beeindruckend, liefern aber häufig Ergebnisse, die nur oberflächlich sind. Es fehlen die entscheidenden Gedanken, die juristische Tiefe und das Verständnis für systematische Zusammenhänge. Was anschließend passiert, kennen viele: Man verbringt mehr Zeit damit, KI-Entwürfe zu korrigieren und neu zu strukturieren, als man gewonnen hat.

Dafür hat sich inzwischen ein Begriff etabliert: „AI-Slop“ – Inhalte, die ordentlich aussehen, aber inhaltlich schwach sind. 

  • Das Problem: Weil die Texte professionell wirken, fällt zu spät auf, wie viel Nacharbeit eigentlich nötig ist.
  • Das Ergebnis: Statt Beschleunigung entsteht oft Mehraufwand.

Wichtig ist deshalb nicht, KI abzulehnen. Im Gegenteil – sie kann ein sehr hilfreiches Werkzeug sein, wenn man weiß, wo und wie man sie sinnvoll einsetzt.
KI entfaltet ihren Nutzen dann, wenn diejenigen, die sie verwenden, den Stoff beherrschen. Dann unterstützt sie das eigene Denken – sie ersetzt es jedoch nicht.

Gerade in einer Branche, in der es auf Begründungstiefe und methodische Präzision ankommt, bleibt juristische Arbeit auch weiterhin echte Denkarbeit.
Keine KI nimmt uns das ab.

 

Was bedeutet das für Studierende und Berufseinsteiger:innen?

Wenn du lernst, selbst sauber zu denken, wirst du KI besser nutzen können als jede Kanzlei, die dem Hype hinterherläuft. 

Wer das juristische Fundament nicht hat, erzeugt nur „schön verpackten“ Müll.

Wer das Fundament hat, spart Zeit – aber nur an den richtigen Stellen.

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