„Was, wenn ich nichts weiß?“ – Strategien für Wissenslücken, Blackouts und unangenehme Fragen in der mündlichen Prüfung

„Was, wenn ich nichts weiß?“ – Strategien für Wissenslücken, Blackouts und unangenehme Fragen in der mündlichen Prüfung

Die mündliche Prüfung im Ersten Staatsexamen ist für viele Studierende der Abschluss einer jahrelangen Ausbildung – und gleichzeitig die wohl stressigste Prüfungssituation ihres Lebens. Neben der fachlichen Herausforderung kommt hier etwas Entscheidendes hinzu: Die Interaktion mit Prüferinnen und Prüfern – live, direkt, ungeschnitten.

Doch was passiert, wenn man dort steht, eine Frage gestellt bekommt und im Kopf: Leere? Kein Paragraf, kein Argument, nicht mal ein Anhaltspunkt?

Keine Sorge: In diesem Beitrag zeigen wir dir, wie du mit Unsicherheiten und Blackouts souverän umgehst – und warum es ganz normal ist, mal etwas nicht zu wissen.

1. Du musst nicht alles wissen – aber du musst souverän damit umgehen

Eines vorweg: Niemand erwartet, dass du alles weißt. Die Prüfer:innen wissen, wie umfangreich das juristische Wissen ist – und dass es in Prüfungssituationen zu Aussetzern kommen kann. Entscheidend ist also nicht, ob du eine Wissenslücke hast, sondern wie du damit umgehst.

 

2. Denk laut – zeig, wie du denkst

Wenn dir eine Frage gestellt wird und dir nicht sofort eine Antwort einfällt: Sprich laut aus, was dir durch den Kopf geht. Prüfer:innen wollen sehen, wie du an ein Problem herangehst. Strukturiertes, nachvollziehbares Denken wird oft besser bewertet als ein stilles Schweigen.

🔁 Beispiel: „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich würde hier zunächst an § XYZ denken, weil …“

 

3. Nachfrage statt Schweigen

Du verstehst die Frage nicht ganz oder weißt nicht, worauf der Prüfer hinauswill? Frag nach.

Ein kurzer Satz wie „Darf ich kurz nachfragen, ob es um die Anspruchsgrundlage oder um die prozessuale Einordnung geht?“ zeigt: Du bist aktiv, denkst mit und willst verstehen.

 

4. Raten? Nein danke – lieber ehrlich bleiben

Wildes Raten oder § 823 BGB bei jeder Frage zu antworten, wirkt eher hilflos als kompetent. Wenn du wirklich keine Idee hast, sag das ruhig offen – aber professionell.

🔁 Beispiel: „Dazu fällt mir aktuell leider nichts Überzeugendes ein – ich würde den Punkt daher offen lassen.“ Das ist immer noch besser als Unsinn zu erzählen.

 

5. Mach weiter, auch wenn ein Teil nicht gut lief

Ein schlechter Start, eine unangenehme Frage oder eine schwache Antwort heißt nicht, dass du verloren hast. Jeder Prüfer hat seinen eigenen Teilbereich. Lass dir den Rest nicht kaputtmachen, nur weil ein Abschnitt nicht optimal lief. Zeig in den nächsten Minuten, was du kannst – denn du kannst weit mehr, als du in diesem einen Moment abrufen konntest.

Fazit: Souverän trotz Lücken – das ist die wahre Prüfungsreife

Die mündliche Prüfung verlangt kein perfektes Wissen, sondern juristisches Denken, Struktur und Auftreten. Mit der richtigen Strategie kannst du auch mit Lücken überzeugen – weil du zeigst, dass du reflektiert, ehrlich und lösungsorientiert bist.


Und genau das ist es, was gute Jurist:innen ausmacht.

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