Karrierewege im Recht: Warum Umwege und Kurven kein Risiko, sondern eine Stärke sind

Karrierewege im Recht: Warum Umwege und Kurven kein Risiko, sondern eine Stärke sind

Das Jurastudium und die anschließende Berufsausbildung gelten als Inbegriff von Geradlinigkeit: Erstes Staatsexamen, Referendariat, Zweites Staatsexamen, Berufseinstieg in Kanzlei, Unternehmen oder Verwaltung. Jeder Schritt scheint vorgezeichnet – und Abweichungen vom „Idealpfad“ wirken schnell wie ein Makel. Doch die Realität zeigt: Juristische Karrieren verlaufen selten ohne Umwege. Und genau diese Umwege können bereichernd, horizonterweiternd und letztlich karrierefördernd sein.


Unkonventionelle Juristenkarrieren im Porträt

1. Stephan Zimprich – Präzision durch Journalismus

Bevor er als Anwalt zu Datenschutz- und Medienrecht fand, arbeitete Stephan Zimprich als Journalist bei der Financial Times Deutschland. Seine Ausbildung an einer renommierten Journalistenschule hat seine sprachliche und analytische Schärfe geprägt – Kompetenzen, von denen er heute als Partner bei Fieldfisher in Hamburg profitiert. Sein Werdegang zeigt: Auch ein vermeintlicher Umweg kann den juristischen Blick schärfen und zu einer besonderen Expertise führen.


2. Caroline Ackermann – Karriere mit Kompass

Caroline Ackermann hat keine Angst vor Neuanfängen. Sie arbeitete zunächst im Bereich Litigation, später als Syndikusanwältin, bevor sie ihre Leidenschaft im Vergaberecht fand. Heute ist sie Partnerin bei Luther in München. Ihre Geschichte verdeutlicht: Karrieren müssen nicht dem „Masterplan“ folgen, sondern dürfen sich durch Neugier und Selbstreflexion entwickeln.


3. Dr. Corinna-Rosa Falkenberg – Ausstieg auf Zeit

Nach fast zwei Jahrzehnten im M&A-Bereich bei Global Playern wie der Deutschen Bank und Siemens entschied sich Falkenberg für einen radikalen Schnitt: Vanlife, Kunst und Selbstfindung. Heute ist sie Investorin, Künstlerin und Trainerin. Ihr Beispiel macht klar: Auch ein temporärer Rückzug aus der Wirtschaftswelt kann die persönliche Entwicklung fördern und neue Perspektiven eröffnen.


4. Claire Vierbuchen – Referendariat mit Familie

Claire Vierbuchen entschied sich früh für Kinder – und später für den Berufseinstieg. Mit 26 wurde sie zum ersten Mal Mutter, mit 35 begann sie als zweifache Mutter bei Kapellmann und Partner in Köln. Sie zeigt eindrucksvoll, dass Karriere und Familie kein Widerspruch sind und dass beruflicher Erfolg auch nach einer längeren Familienphase möglich ist.


 

Warum Umwege im Lebenslauf wertvoll sind

  • Vielfalt als Stärke: Unterschiedliche Erfahrungen schaffen neue Sichtweisen, die in der juristischen Praxis von Vorteil sind.

  • Resilienz und Anpassungsfähigkeit: Wer Umwege geht, zeigt Flexibilität – eine Schlüsselkompetenz in einem sich wandelnden Rechtsmarkt.

  • Persönliches Wachstum: Abweichungen vom klassischen Karrierepfad sind oft Ausdruck von Mut und Selbstreflexion.

 

Fazit

Geradlinigkeit ist in der juristischen Laufbahn kein Muss. Die Beispiele von Zimprich, Ackermann, Falkenberg und Vierbuchen zeigen, dass Mut zur Abweichung keine Schwäche, sondern eine Stärke ist. Unkonventionelle Wege eröffnen nicht nur neue Chancen, sondern machen Juristinnen und Juristen zu Persönlichkeiten, die mit Tiefe, Empathie und Vielfalt überzeugen.

 

Relevanz

Für Studium und Referendariat ist der Beitrag indirekt relevant: Er zeigt, wie wichtig Selbstreflexion und individuelle Lebensgestaltung auch im streng normierten Berufsbild der Jurist:innen sind. Examensprüfungen prüfen nicht nur Fachwissen, sondern auch das Bewusstsein für berufsethische und gesellschaftliche Entwicklungen.

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