Ferdinand von Schirach – Strafverteidiger, Schriftsteller, Menschenfreund

Ferdinand von Schirach – Strafverteidiger, Schriftsteller, Menschenfreund

Ferdinand von Schirach gehört zu den bekanntesten Juristen und Schriftstellern unserer Zeit. Er ist nicht nur Strafverteidiger mit jahrzehntelanger Erfahrung, sondern auch ein Autor, der es versteht, rechtliche und gesellschaftliche Fragen in eine klare, zugängliche Sprache zu übersetzen. Was ihn als Menschen besonders macht, ist die Verbindung aus nüchterner juristischer Präzision und einer tiefen Empathie für die Schwächen, Fehler und Abgründe des Menschen.

 

Werdegang

Geboren wurde von Schirach 1964 in München. Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaften in Bonn und wurde später als Strafverteidiger in Berlin tätig. Dort vertrat er über zwei Jahrzehnte hinweg Mandanten in teilweise spektakulären Strafverfahren. Seine berufliche Erfahrung prägte sein literarisches Werk entscheidend: Von Schirach kennt das Strafrecht nicht nur aus der Theorie, sondern aus der unmittelbaren Begegnung mit Angeklagten, Opfern, Richtern und Staatsanwälten.

Vor seinen Büchern war er einem breiten Publikum kaum bekannt. In der juristischen Welt galt er jedoch als versierter Verteidiger mit einem scharfen Blick für das Menschliche hinter den Taten. Erst durch seine literarischen Arbeiten gelang ihm der Schritt ins öffentliche Bewusstsein.

 

Werke

Seinen literarischen Durchbruch feierte Ferdinand von Schirach 2009 mit dem Erzählband „Verbrechen“, der auf realen Fällen aus seiner Praxis basiert. Das Buch machte ihn schlagartig bekannt: Es zeigte die Grauzonen zwischen Schuld und Unschuld und führte die Leser an die moralischen und rechtlichen Grenzen des Strafrechts.

Darauf folgte 2010 der Band „Schuld“, der das Konzept fortsetzte und ihn endgültig als literarische Stimme etablierte. Weitere Werke wie „Der Fall Collini“ (2011) – ein Roman über NS-Unrecht und das Versagen der deutschen Justiz in der Nachkriegszeit – sowie „Tabu“ (2013), „Terror“ (2015) und „Kaffee und Zigaretten“ (2019) zeigten die Bandbreite seines Schaffens.

Besonders „Terror“ erlangte auch auf den Theaterbühnen große Popularität. Das Stück behandelt die Frage, ob ein Bundeswehrpilot, der ein entführtes Passagierflugzeug abschießt, um tausende Menschen zu retten, schuldig ist. Das Publikum entscheidet über Schuld oder Unschuld – und erlebt so hautnah die Zerrissenheit des Rechts zwischen Leben, Freiheit und Sicherheit.

Hintergrund all seiner Texte ist stets die Frage nach der Würde des Menschen. Von Schirach thematisiert nicht nur Verbrechen, sondern auch die Verletzlichkeit und die fundamentalen Rechte des Einzelnen. Diese Haltung fand auch in seinem Werk „Jeder Mensch“ (2021) Ausdruck, in dem er für eine Erweiterung der europäischen Grundrechte plädiert.


 

Fazit

Ferdinand von Schirach verbindet die juristische Welt mit der Literatur wie kaum ein anderer. Er zeigt, dass Recht nicht nur Paragrafenwerk ist, sondern zutiefst menschliche Fragen berührt. Sein Werdegang vom Strafverteidiger zum Bestsellerautor belegt, wie sehr juristische Erfahrung und literarische Gestaltungskraft zusammenwirken können. Seine Werke sind zugleich Literatur, Gesellschaftsanalyse und Einladung zum Nachdenken über Gerechtigkeit.

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