Was ist ein Prädikatsexamen im Jurastudium und wie selten ist es wirklich?
Das Prädikatsexamen gilt im Jurastudium als eine der wichtigsten Auszeichnungen überhaupt. Es öffnet Türen zu begehrten Karrierewegen – etwa als Richter, Staatsanwalt oder Anwalt in einer Großkanzlei. Doch was genau bedeutet „Prädikat“, ab wann gilt man als Prädikatsjurist, und in welchem Bundesland ist die Chance am größten, ein solches Ergebnis zu erzielen?
Was bedeutet ein Prädikatsexamen?
Ein Prädikatsexamen bezeichnet eine besonders gute Abschlussnote im ersten oder zweiten juristischen Staatsexamen. Es zeigt, dass die oder der Absolvent:in deutlich über dem Durchschnitt liegt.
Während im Alltag oft von „Prädikat“ gesprochen wird, handelt es sich dabei nicht um eine offizielle staatliche Auszeichnung, sondern um eine in der Praxis etablierte Bewertungsschwelle.
Die Notenskala im Jurastudium
Die Bewertung juristischer Prüfungen erfolgt nach einem 18-Punkte-System, das bundesweit einheitlich gilt:
|
Punktzahl |
Bewertung |
Bedeutung |
|---|---|---|
|
0 – 3,99 |
nicht bestanden |
mangelhaft / ungenügend |
|
4,00 – 6,49 |
bestanden |
ausreichend |
|
6,50 – 8,99 |
befriedigend / gut |
solide Leistung, aber kein Prädikat |
|
9,00 – 11,49 |
vollbefriedigend |
Prädikatsexamen |
|
11,50 – 13,99 |
gut |
selten |
|
14 – 18 |
sehr gut |
äußerst selten (ca. 1 %) |
Damit beginnt das Prädikat bei 9,00 Punkten („vollbefriedigend“). Das entspricht einer Schulnote zwischen „gut“ und „sehr gut“. In manchen Bundesländern wird der Begriff „Prädikat“ etwas großzügiger ausgelegt, bleibt aber grundsätzlich der Bereich ab 9 Punkten.
Wie viele erreichen ein Prädikatsexamen?
Nach den aktuellen Statistiken schaffen bundesweit nur rund 15 – 20 % der Studierenden im ersten Staatsexamen ein Prädikat. Für das Jahr 2022 lag der Anteil bei 18,82 %.
Das bedeutet: Nur etwa jede oder jeder Fünfte zählt zur „Prädikatsklasse“. Diese Zahlen verdeutlichen, wie anspruchsvoll die juristischen Examina tatsächlich sind. Ein Prädikatsexamen ist somit nicht die Regel, sondern eine echte Ausnahmeleistung.
In welchem Bundesland gibt es die meisten Prädikate?
Die Verteilung der Prädikatsnoten unterscheidet sich erheblich zwischen den Bundesländern.
Im Jahr 2022 erzielten die Kandidat:innen in Berlin mit 28,9 % den höchsten Anteil an Prädikatsexamina. Auch Thüringen lag mit 26,28 % deutlich über dem Bundesdurchschnitt.
In anderen Ländern – etwa Bayern oder Baden-Württemberg – liegt die Quote traditionell niedriger. Das bedeutet nicht zwingend, dass die Prüfungen dort härter sind, aber dass sich Bewertungsmaßstäbe und Korrekturpraxis regional unterscheiden.
Warum das Prädikat so wichtig ist
Ein Prädikatsexamen gilt als Eintrittskarte in viele hochrangige juristische Berufe.
Für den Richterdienst oder die Staatsanwaltschaft ist es häufig formale Voraussetzung. Auch Großkanzleien, Ministerien und internationale Organisationen achten stark auf diese Note.
Wer zwei Prädikatsexamina – also im ersten und zweiten Staatsexamen – vorweisen kann, gilt als sogenannter „Doppelprädikatsjurist“ und gehört zu den besten Absolvent:innen Deutschlands.
Fazit
Ein Prädikatsexamen im Jurastudium ist mehr als nur eine gute Note – es ist ein Leistungsbeweis auf Spitzenniveau. Mit 9 Punkten oder mehr im ersten Staatsexamen zählt man zu den besten 15 – 20 % eines Jahrgangs. Besonders hohe Prädikatsquoten verzeichnen Berlin und Thüringen, während in anderen Ländern strengere Bewertungen üblich sind.
Eines steht fest: Wer das Prädikat erreicht, beweist Durchhaltevermögen, analytische Stärke und juristisches Verständnis – Fähigkeiten, die im Berufsleben entscheidend sind.
Relevanz für das Jurastudium und Referendariat
Die Kenntnis der Notenskala und der Bedeutung des Prädikatsexamens ist für Studierende wichtig, um die eigene Leistung realistisch einzuordnen. Für das Referendariat spielt es eine große Rolle bei der Bewerbung auf Ausbildungsstellen oder später beim Einstieg in die Berufspraxis.

