Das Jurastudium und Referendariat stellen enorme Anforderungen an Zeitmanagement, Zielstrebigkeit und Selbstorganisation. Ein Klassiker im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung, der dir helfen kann, diese Herausforderungen effektiv zu meistern, ist „Die 7 Wege zur Effektivität“ von Stephen Covey. In diesem Blogbeitrag fassen wir die Prinzipien des Buches zusammen und zeigen dir, wie du sie konkret in deinem Studium oder Referendariat anwenden kannst.
Ziel: Diese sieben Prinzipien sind nicht nur für das persönliche Wachstum hilfreich, sondern lassen sich besonders gut auf das Jurastudium und das Referendariat anwenden, um langfristig effektiv, fokussiert und motiviert zu bleiben.
1. Proaktiv sein
Covey betont, wie wichtig es ist, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, anstatt passiv auf äußere Umstände zu reagieren. Proaktive Menschen handeln nach ihren Werten und fokussieren sich auf das, was sie beeinflussen können. Covey beschreibt Proaktivität als die Fähigkeit, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Proaktive Menschen handeln auf Basis ihrer Werte und nicht aufgrund äußerer Umstände oder emotionaler Reaktionen. Sie konzentrieren sich auf ihren „Einflussbereich“ – also das, was sie aktiv kontrollieren können – anstatt sich von ihrem „Besorgnisbereich“ (Dinge, die sie nicht beeinflussen können) lähmen zu lassen.
- Kernidee: Proaktivität bedeutet, bewusst zu wählen, wie man auf eine Situation reagiert, statt automatisch oder reaktiv zu handeln.
- Beispiel: Statt sich über schwierige Klausuren zu beschweren, plant man gezielt, wie man sich optimal darauf vorbereitet.
- Anwendung im Studium: Anstatt dich über eine schlechte Note zu ärgern oder dich von den Anforderungen entmutigen zu lassen, überlege, was du aktiv verbessern kannst. Erstelle z. B. einen Lernplan, der deine Schwächen gezielt angeht, oder suche dir eine Lerngruppe, um schwierige Themen besser zu verstehen.
2. Beginne mit dem Ende im Sinn
Dieses Prinzip betont die Wichtigkeit, mit einer klaren Vision des gewünschten Ergebnisses zu starten. Covey fordert, sich der eigenen Lebensziele bewusst zu werden und diese als Richtschnur für Entscheidungen zu verwenden. Es geht darum, die eigene „persönliche Mission“ zu definieren und langfristige Perspektiven einzunehmen.
- Kernidee: Definiere dein Ziel und handle mit Weitblick, um sicherzustellen, dass deine täglichen Aktivitäten darauf ausgerichtet sind.
- Beispiel: Ein Jurastudent, der das Ziel hat, Anwalt im internationalen Wirtschaftsrecht zu werden, plant seine Studienschwerpunkte entsprechend und wählt Praktika in relevanten Kanzleien.
- Anwendung im Studium: Setze dir konkrete Ziele für deine Semesterprüfungen oder Klausuren. Wenn dein Ziel beispielsweise eine Prädikatsnote im ersten Examen ist, kannst du dir Etappenziele setzen, wie das Erarbeiten der Methodik in der Gutachtentechnik oder das regelmäßige Üben von Klausuren unter Zeitdruck. Visualisiere diese Ziele und halte sie schriftlich fest.
3. Das Wichtigste zuerst
Covey empfiehlt, Prioritäten zu setzen und Zeit für die wirklich wichtigen Aufgaben einzuplanen. Er unterscheidet dabei zwischen dringenden und wichtigen Aufgaben – und rät, sich auf Letztere zu konzentrieren. Hier legt Covey den Fokus auf effektives Zeitmanagement. Es geht darum, Wichtiges von Dringendem zu unterscheiden und die eigenen Ressourcen auf langfristig bedeutende Aufgaben zu lenken. Covey beschreibt die Einteilung von Aufgaben in vier Quadranten(wichtig, unwichtig, dringlich und nicht dringlich), wobei Quadrant II – wichtige, aber nicht dringende Aufgaben – am meisten Beachtung erhalten sollte.
- Kernidee: Priorisiere Aufgaben, die langfristig Ergebnisse bringen, anstatt dich in kurzfristigem Stress zu verlieren.
- Beispiel: Anstatt sich nur auf kurzfristige Abgabetermine zu konzentrieren, investiert man Zeit in das wiederholte Lernen von Examensstoff.
- Anwendung im Studium: Schiebe das Lernen nicht auf die lange Bank, sondern bearbeite die großen, langfristigen Themen zuerst, wie die Vorbereitung auf das Staatsexamen. Die Erstellung eines guten Lernplans für das gesamte Semester oder das Wiederholen der wichtigsten Normen aus dem BGB hat Vorrang vor kurzfristigen, weniger wichtigen Aufgaben, wie dem Überarbeiten deiner Unterlagen.
4. Win-Win-Denken
Covey plädiert für kooperative Lösungen, bei denen alle Beteiligten profitieren. Dieser Ansatz ist besonders hilfreich, wenn du mit anderen zusammenarbeitest. Dieses Prinzip beschreibt die Einstellung, dass echte Erfolge auf Kooperation und gegenseitigem Nutzen basieren. Covey erklärt, dass es in Konfliktsituationen oft eine Lösung gibt, bei der beide Seiten gewinnen können. Es geht darum, Beziehungen aufzubauen, die auf Vertrauen und gegenseitigem Respekt basieren.
- Kernidee: Strebe nach Lösungen, die für alle Beteiligten vorteilhaft sind, anstatt in Konkurrenzdenken zu verharren.
- Beispiel: In einer Lerngruppe könnten sich Mitglieder darauf einigen, sich gegenseitig bei ihren Stärken zu unterstützen: Einer erklärt die Strafrechtstheorie, ein anderer die Methodik im Zivilrecht.
- Anwendung im Studium: Wenn du in einer Lerngruppe bist, stelle sicher, dass alle Mitglieder davon profitieren. Tauscht z. B. Übungsfälle aus, diskutiert gemeinsam schwierige Rechtsfragen oder erstellt eine gemeinsame Übersicht zu relevanten Normen. Das Win-Win-Prinzip sorgt dafür, dass alle Beteiligten ihre Ziele schneller erreichen.
5. Erst verstehen, dann verstanden werden
Covey betont die Bedeutung von aktivem Zuhören und Empathie. Bevor du versuchst, deine eigenen Argumente durchzusetzen, solltest du sicherstellen, dass du die Perspektive deines Gegenübers wirklich verstanden hast. Dies schafft Vertrauen und erleichtert die Kommunikation.
- Kernidee: Höre aktiv und mit Empathie zu, bevor du selbst sprichst.
- Beispiel: In einer mündlichen Prüfung hörst du genau zu, welche Aspekte der Prüfer betont, um deine Antworten gezielt darauf abzustimmen.
- Anwendung im Referendariat: Im Referendariat ist dieses Prinzip besonders wertvoll, etwa im Umgang mit deinem Ausbilder oder Prüfern. Wenn du Kritik erhältst, höre aufmerksam zu und stelle Verständnisfragen. Zeige, dass du bereit bist, an deinen Schwächen zu arbeiten, bevor du deine Position vertrittst.
6. Synergien schaffen
Synergie bedeutet, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Covey plädiert dafür, Unterschiede zwischen Menschen als Stärke zu betrachten und durch Zusammenarbeit Ergebnisse zu erzielen, die allein nicht möglich wären. Dabei ist eine offene und kreative Denkweise entscheidend.
- Kernidee: Arbeite mit anderen zusammen, um Lösungen zu finden, die über das hinausgehen, was Einzelpersonen erreichen können.
- Beispiel: In einer Arbeitsgemeinschaft für das Referendariat nutzen Mitglieder unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven, um gemeinsam komplexe Fälle zu lösen.
- Anwendung im Studium: Nutze Synergien in deiner Lerngruppe: Während ein Mitglied sich gut mit Zivilrecht auskennt, könnte ein anderes den Fokus auf Öffentliches Recht legen. Durch den Austausch von Wissen und Materialien kann jeder seine Schwächen gezielt ausgleichen.
7. Die Säge schärfen
Dieses Prinzip beschreibt die Notwendigkeit, regelmäßig innezuhalten, um sich körperlich, geistig, emotional und spirituell zu erneuern. Covey argumentiert, dass ständige Arbeit ohne Erholung zu Burnout führt und langfristig die Effektivität mindert.
- Kernidee: Pflege alle Aspekte deines Lebens – Körper, Geist, Herz und Seele – um dauerhaft leistungsfähig zu bleiben.
- Beispiel: Ein Jurastudent legt gezielt Pausen ein, macht Sport, meditiert oder verbringt Zeit mit Freunden, um wieder Energie für die Prüfungsvorbereitung zu tanken.
- Anwendung im Studium: Plane regelmäßige Pausen in deinem Lernalltag ein und sorge für Ausgleich. Ein Spaziergang, Sport oder ein entspannter Abend mit Freunden hilft dir, wieder aufzutanken. Zusätzlich kannst du durch Meditation oder Achtsamkeitsübungen deinen Fokus stärken und Stress reduzieren.
Zusammenfassung
Die sieben Prinzipien von Stephen Covey bieten dir eine klare Struktur, um im Studium und Referendariat effektiver zu lernen und zu arbeiten. Indem du Verantwortung übernimmst, klare Ziele definierst, Prioritäten setzt und auf Zusammenarbeit setzt, kannst du nicht nur produktiver, sondern auch zufriedener sein. Der Schlüssel liegt darin, diese Prinzipien regelmäßig in deinen Alltag zu integrieren.
Dein nächster Schritt:
Nimm dir die Zeit, eines dieser Prinzipien auszuwählen und direkt umzusetzen. Vielleicht ist es das Erstellen eines langfristigen Lernplans, die Organisation einer Lerngruppe oder einfach das Einlegen einer bewussten Pause, um deine „Säge zu schärfen“. Du wirst sehen, dass schon kleine Schritte große Veränderungen bewirken können.