Das Jurastudium ist kein Sprint, sondern ein Marathon – dieser Leitspruch begleitet dich spätestens ab dem ersten Semester. Doch was, wenn der Marathon an einem Hindernis endet: dem Nichtbestehen des Ersten Staatsexamens? Viele Studierende erleben diesen Moment als tiefen Einschnitt, verbunden mit Selbstzweifeln und Zukunftsängsten. Doch Scheitern ist kein Endpunkt, sondern kann der Beginn eines reflektierten und letztlich erfolgreichen Neustarts sein. Dieser Artikel zeigt dir, wie du aus Rückschlägen lernst, deine Vorbereitung optimierst und warum eine offene Fehlerkultur im Jurastudium unverzichtbar ist.
Einführung: Vom Scheitern als Chance
Misserfolge gehören zum Jurastudium dazu – sei es in Hausarbeiten, Klausuren oder mündlichen Prüfungen. Das Erste Staatsexamen stellt jedoch eine besondere Hürde dar. Wer hier scheitert, fühlt sich oft isoliert, zumal an vielen Fakultäten noch immer eine „Kultur des Schweigens“ herrscht. Dabei ist ein Fehlversuch keine Schande, sondern eine Möglichkeit, Schwächen zu identifizieren und gezielt an ihnen zu arbeiten. Die Erfahrungen zahlreicher Kommiliton:innen , die ihren Zweitversuch meisterten, zeigen: Mit der richtigen Strategie und mentaler Stärke lässt sich das Examen erfolgreich bestehen.
Die Examensvorbereitung: Drei Säulen zum Erfolg
Die Vorbereitung auf das Erste Staatsexamen erfordert eine systematische Herangehensweise. Sie basiert auf drei zentralen Säulen: dem Wissensaufbau, dem intensiven Falltraining und dem Verständnis für rechtliche Zusammenhänge.
Der Wissensaufbau konzentriert sich nicht auf das Auswendiglernen vom materiellem Wissen – ein verbreiteter Mythos! Stattdessen geht es darum, Gesetze zu verstehen, ihre Systematik zu durchdringen und sie in konkreten Fällen anzuwenden. Beherrsche die Kerninhalte jedes Rechtsgebiets: Definitionen, Aufbauschemata und zentrale Rechtsprechung.
Das Falltraining ist der Schlüssel, um unter Zeitdruck souverän zu agieren. Schreibe so viele Klausuren wie du kannst und in deiner Lernwoche unterbringen kannst – auch in Fächern, die dir zunächst fremd erscheinen. Nur so lernst du, unbekannte Sachverhalte durch systematische Gesetzesarbeit zu lösen. Wichtig ist dabei die Nachbereitung: Analysiere jede Klausur kritisch, um repetitive Fehler zu vermeiden.
Das Verständnis für Zusammenhänge ermöglicht es dir, Recht als dynamisches System zu begreifen. Wie hängen Privatautonomie und Vertragsfreiheit zusammen? Welche Rolle spielt das Rechtsstaatsprinzip im Öffentlichen Recht? Wer solche Querverbindungen erkennt, kann auch komplexe Fälle strukturiert lösen.
Typische Fehler – und wie du sie vermeidest
Viele Studierende scheitern nicht am fehlenden Wissen, sondern an strategischen Fehlern in der Vorbereitung. Ein häufiges Problem ist die Detailverliebtheit. Anstatt Grundlagen zu wiederholen, vertiefen sie sich in Nischenprobleme, die im Examen kaum relevant sind. Ein weiterer Fehler ist das Vermeiden ungeliebter Rechtsgebiete. Doch gerade in allen Rechtsgebieten erwarten dich im Examen oft ungewohnte Fallkonstellationen.
Ein fataler Irrtum ist auch das zu späte Klausurentraining. Beginne frühzeitig, unter realen Bedingungen zu schreiben – fünf Stunden konzentriertes Arbeiten ohne Unterbrechung. Nur so entwickelst du die nötige Ausdauer. Vernachlässige zudem nicht die psychische und physische Gesundheit: Plane feste Pausen, treibe Sport und pflege soziale Kontakte. Ein ausgeglichener Geist ist leistungsfähiger.
Nach dem Scheitern: Der Weg zum Zweitversuch
Der Bescheid über das Nichtbestehen trifft viele wie ein Schock. Nimm dir Zeit, um die Enttäuschung zu verarbeiten. Eine überstürzte Rückkehr in die Vorbereitung führt selten zum Erfolg. Nutze die Pause, um Energie zu sammeln und dich mental zu stabilisieren.
Anschließend folgt die kritische Selbstanalyse. Warum hast du nicht bestanden? Lag es an Wissenslücken, Zeitmanagement oder Prüfungsangst? Hole dir hierfür Feedback von Korrektor:innen oder Dozierenden und nimm Einsicht in deine Klausuren. Sei schonungslos ehrlich zu dir selbst – nur so kannst du gezielt gegensteuern.
Tipp: Nutze unsere Examensberatung und lass uns gemeinsam herausfinden, woran dein Examen gescheitert ist. Anschließend erarbeiten wir mit dir eine passende Strategie. Dabei erstellen wir einen auf deine Bedürfnisse zugeschnittenen Lernplan und geben dir die passenden Literaturempfehlungen, damit du deine persönlichen Ziele erreichst.
Ändere deine Lernstrategie: Setze klare Prioritäten, wiederhole Grundlagen und trainiere gezielt deine Schwächen. Tausche dich mit Kommiliton:innen aus, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ihr könnt euch gegenseitig motivieren und Lerntipps teilen.
Reformdebatten und eine neue Fehlerkultur
Die juristische Ausbildung steht im Wandel. Initiativen wie die Umfrage von iurreform zeigen, dass der Ruf nach Reformen lauter wird. Ein zentrales Thema ist die Einführung eines Bachelorabschlusses als Auffangnetz für gescheiterte Examenskandidat:innen . Doch unabhängig von strukturellen Änderungen braucht es vor allem eine offene Fehlerkultur.
Scheitern darf kein Tabu sein. Indem wir offen über Misserfolge sprechen, nehmen wir dem Examen seinen Schrecken und schaffen Raum für kollektives Lernen. Du bist nicht allein – viele vor dir haben denselben Weg gemeistert.
Fazit: Durchhalten lohnt sich
Das Erste Staatsexamen ist eine Herausforderung, aber keine unüberwindbare. Konzentriere dich auf das Wesentliche, trainiere kontinuierlich und nimm Rückschläge als Teil des Prozesses an. Ein Zweitversuch ist keine Niederlage, sondern die Chance, gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
Und denk daran: Auch die größten Jurist:innen haben Durststrecken überwunden. Gib nicht auf – dein Marathon geht weiter, und das Ziel ist näher, als du denkst.