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Das Vorstellungsgespräch für ein juristisches Praktikum: Vorbereitung, Erwartungen und nachhaltiger Eindruck

Wenn du nach einer erfolgreichen Bewerbungsphase zu einem Vorstellungsgespräch für ein juristisches Praktikum eingeladen wirst, ist das bereits ein wichtiger Schritt nach vorne. Oft ist es nicht nur ein formaler Termin, um dich als Person kennenzulernen, sondern eine Chance für dich, deine fachliche Kompetenz, deine Persönlichkeit und dein ernsthaftes Interesse am Tätigkeitsfeld unter Beweis zu stellen. Hier treffen zwei Seiten aufeinander: Du, als motivierte:r Studierende:r, der:die erste Praxiserfahrungen sammeln und sein:ihr Studium um wertvolle Einblicke bereichern möchte, und das Unternehmen, die Kanzlei oder Behörde, die idealerweise nach motivierten Nachwuchsjurist:innen sucht, die zum Profil der Einrichtung passen.


Auf Unternehmensseite bestehen oft klare Erwartungen an dich. Man möchte sehen, ob du dich mit den Aufgabenfeldern, den thematischen Schwerpunkten und der Arbeitsweise der Einrichtung auseinandergesetzt hast. Das betrifft sowohl inhaltliche Kenntnisse als auch deine Persönlichkeit. Die Verantwortlichen wollen spüren, dass du dich nicht zufällig für dieses Praktikum entschieden hast, sondern es gezielt angehst. Wenn beispielsweise ein Großteil der Mandate aus dem Bereich Wirtschaftsrecht stammt, solltest du darauf vorbereitet sein, zu erklären, warum dieses Themenfeld dich interessiert oder welche Vorlesungen, Seminare oder Schwerpunkte in deinem Studium dich besonders darauf vorbereiten. Ähnlich ist es, wenn du dich für ein Praktikum bei einer Behörde oder einem Gericht bewirbst: Hier ist oft von Interesse, ob du ein grundlegendes Verständnis für verwaltungsrechtliche Strukturen oder für die Dynamik strafrechtlicher Verfahren mitbringst. Du musst kein:e Expert:in sein, aber zeige, dass du dich mit den jeweiligen Fachbereichen vertraut gemacht hast und über ein gewisses Grundwissen verfügst.


Gleichzeitig kannst auch du klare Erwartungen an das Gespräch und das Praktikum haben. Überlege dir im Vorfeld, was du aus der praktischen Erfahrung mitnehmen möchtest. Willst du bestimmte Rechtsgebiete vertiefen, Verhandlungssituationen miterleben oder dich in die Arbeit an komplexen Fällen einbringen? Bist du eher an klassischen Recherchetätigkeiten interessiert, um deine Fachkenntnisse in die Tiefe zu entwickeln, oder möchtest du strategische Überlegungen bei der Mandatsannahme oder der Prozessführung kennenlernen? Wenn du selbstbewusst kommunizieren kannst, was dich motiviert und wohin du dich fachlich entwickeln möchtest, wirkst du nicht nur interessiert, sondern auch reflektiert. Das zeigt dem Unternehmen, dass du deinen Platz im juristischen Umfeld aktiv suchst und nicht bloß ein Pflichtpraktikum „absitzen“ willst.


Um beim Vorstellungsgespräch zu überzeugen, solltest du dich so vorbereiten, wie du es bei einer juristischen Prüfung tun würdest: mit gründlicher Recherche, logischer Argumentation und klarer Struktur. Informiere dich über den Arbeitgeber, etwa über die Website, Veröffentlichungen, Kanzleiprofile oder Medienbeiträge. Überlege dir vorher, warum genau dieses Praktikum deinen Vorstellungen entspricht und inwiefern du glaubst, dort deine Fähigkeiten einbringen zu können. Übe, deine Stärken auf den Punkt zu bringen, und bereite dich auf mögliche Rückfragen vor. Häufig sind es offene Fragen wie: „Warum möchten Sie gerade bei uns Ihr Praktikum absolvieren?“, „Welche Bereiche interessieren Sie besonders?“ oder „Wo sehen Sie sich beruflich in einigen Jahren?“ Hier kannst du glänzen, indem du konkrete Verbindungslinien zwischen deinem bisherigen Werdegang, deinen juristischen Interessen und den Angeboten des Praktikumsgebers herstellst.


Ein weiterer wichtiger Punkt ist dein Auftreten. Zuverlässigkeit, höfliches und respektvolles Verhalten sowie eine angemessene, professionelle Kleidung sind im juristischen Umfeld meist selbstverständlich. Sei pünktlich, antworte fokussiert und überlege kurz, bevor du sprichst. Ein selbstsicheres, aber keinesfalls überhebliches Auftreten vermittelt den Eindruck, dass du dir deiner Fähigkeiten bewusst bist und den Praktikumsplatz ernst nimmst. Dazu gehört auch ein gewisses Maß an Flexibilität: Wenn es um Arbeitszeiten, Themenbereiche oder auch mögliche Verlängerungen des Praktikums geht, zeigst du dich kooperativ, ohne deine eigenen Interessen aus den Augen zu verlieren. Diese Balance ist oft ein wichtiger Faktor dafür, ob man dich langfristig als potenzielle Verstärkung des Teams betrachtet.


Damit sind wir bei einem weiteren Vorteil eines gelungenen Vorstellungsgesprächs: Wenn du es schaffst, einen bleibenden positiven Eindruck zu hinterlassen, kann sich das Praktikum als Sprungbrett für künftige Zusammenarbeit erweisen. Arbeitgeber:innen behalten engagierte, lernbereite Nachwuchsjurist:innen oft im Hinterkopf. Vielleicht ergibt sich nach dem Praktikum die Möglichkeit, als wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in tätig zu werden, an anspruchsvollen Projekten mitzuwirken oder später nach dem Studium direkt ein Einstiegsangebot zu erhalten. Indem du bereits beim Vorstellungsgespräch signalisierst, dass du ernsthaft an langfristigen Perspektiven interessiert bist, kannst du die Weichen für eine potenzielle spätere Zusammenarbeit stellen. Das heißt nicht, dass du aufdringlich sein solltest, aber du kannst durchaus erwähnen, dass du dir vorstellen könntest, nach dem Studium in einem ähnlichen Umfeld zu arbeiten, falls sich die Gelegenheit ergibt.


Insgesamt ist das Vorstellungsgespräch für ein juristisches Praktikum deutlich mehr als eine reine Formalität. Es ist die Gelegenheit, dem Unternehmen deine Motivation, dein Interesse und deine passende Persönlichkeit zu präsentieren. Je klarer du selbst weißt, was du erwartest und was du bieten kannst, desto überzeugender wirst du auftreten. Mit der richtigen Vorbereitung, einem reflektierten Blick auf deine Ziele und einem Gespür für die Erwartungen deines Gegenübers erhöhst du nicht nur deine Chancen auf den gewünschten Praktikumsplatz, sondern legst auch einen soliden Grundstein für mögliche zukünftige berufliche Optionen.

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